Chios

“Die kürzesten Worte, nämlich Ja und Nein, erfordern das meiste Nachdenken.” Pythagoras von Samos, 570-510 v.Chr.

Mastix, Mittelalter und Mandarinen

Chios ist für mich eine der schönsten und vor allem auch interessantesten Inseln Griechenlands. Eine Insel, auf der die Vergangenheit mit der Gegenwart verschmilzt, auf der man sich manchmal vorstellen kann, gerade an einer Zeitreise teilzunehmen. Besonders beeindruckend sind die mittelalterlichen Mastixdörfer und  Kambos, aber auch bei einer Fahrt entlang der Westküste wundert man sich erleichtert, warum diese Schönheit noch nicht komplett überlaufen ist. Tatsächlich nämlich ist Chios gerade mal im August ein bisschen voll, wenn auch alle von hier stammenden Griechen zu Besuch sind. Das soll aber nicht heißen, dass man hier immer Zimmer findet, Chios hat kaum große Hotels – ein weiterer Pluspunkt für alle, die dem Massentourismus nicht viel abgewinnen können.

Chios-Stadt liegt direkt gegenüber der türkischen Küste, dass dieser Ort auch in der Geschichte immer strategisch bedeutsam und somit umkämpft war, wundert nicht. Dementsprechend interessant ist sie auch für (Hobby)Historiker, für alle anderen ist Chios einfach eine quirlige, ansprechende Hafenstadt mit vielen schönen Ecken.

Viel ruhiger ist es im Kambos, dem Zitronen- und Orangenhain der Insel, hier liegt so etwas wie das Villenviertel der Insel. Locker verteilt liegen die Landgüter im genovesischen Stil, man kann nur erahnen, was sich hinter den hohen, roten Mauern verbirgt. Da empfiehlt sich ein Besuch bei „Citrus“ – erstens kann man so eines dieser Güter besuchen, ohne dort zu wohnen, zweitens gibt es dort eine kleine Marmeladenerzeugung mit außergewöhnlichen Kreationen und drittens ein sehr aufschlussreiches Museum. Wer außergewöhnliches Wohnen schätzt, ist in Kambos richtig: einige der Landgüter bieten auch Zimmer an oder sind komplett zu kleinen Boutiquehotels geworden. Zwischen duftenden Zitronenbäumen in fast toskanisch anmutenden Gutshöfen zu residieren, ruhig und ein bisschen nostalgisch, kann schon ein Urlaubstraum sein.

Die Mastixdörfer im Süden der Insel sind eine weitere Besonderheit, sie stammen aus dem Mittelalter und haben im Ortskern nahezu unverändert überlebt. Hier musste man sich laufend vor Piraten verteidigen, die das wertvolle Baumharz Mastix im Visier hatten – die Dörfer sind entsprechend gebaut, von der unterirdischen Zisterne bis zum ausgeklügelten Fluchtweg über die Dächer wurde an alles gedacht. Das sieht man besonders schön in Mesta, wohingegen Pyrgi das „Graffitidorf“ ist, die mit geometrischen Mustern bemalten Häuser sind einmalig in Griechenland.

Auch die Festung Anavatos ist faszinierend, allerdings einwohnerfrei bis auf eine alte Dame. Dafür wurden im benachbarten Dorf Avgonyma einige alte Dorfhäuser liebevoll restauriert und können nun als „Spitakia“ gebucht werden – so bleibt ein Dorf lebendig!

Strände auf Chios sind ein eigenes Kapitel… wer nicht unbedingt einen Sandstrand braucht, sondern auch mit Kies zufrieden ist, findet auf Chios sein Paradies. Besonders im Süden und Westen der Insel reihen sich herrliche, oft völlig einsame Kiesbuchten aneinander, der Schönheit der Landschaft konnten auch die verheerenden Waldbrände kaum schaden, man sieht bereits wieder frisches Grün. Ein besonders spezieller Strand ist Mavra Volia bei Emborios, hier baden Sie auf runden schwarzen Vulkankieseln.

Kulinarisch gehört Chios zu den Inseln, auf denen es noch genug eigene Produktion gibt, vom Käse über Obst und Gemüse bis zu Fleisch und Fisch gibt es hier alles. Wer gute griechische Inselküche schätzt, findet hier unzählige Tavernen, ein Mastix-Likör zum Abschluss („Masticha“) darf auch sein – dieser hat übrigens in den letzten Jahren seinen Weg durch ganz Griechenland gemacht und wird sehr oft als Digestiv serviert.

SEHR SEHENSWERT

  • Kambos & “Citrus”
  • Mesta
  • Pyrgi
  • Anavatos

DIE SCHÖNSTEN STRÄNDE

  • Elinta
  • Giosonas
  • Mavra Volia
  • Komi
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